Ausgrabungen beweisen, dass unsere Gegend schon um 800 v. Chr. besiedelt war. Zur Zeit der Völkerwanderung ließen sich dann Bajuwaren in dieser Gegend nieder. Die Gemarkung Schleißheim war damals dicht mit Wald bewachsen. Nur hier und da öffneten sich lichte Rodungen in den Föhrenwäldern, auf denen einsame Meier Schwaigwirtschaften betrieben.
Die erste erhaltene Urkunde, in der Schleißheim erwähnt wird, stammt aus dem Jahr 785. Sie besagt, dass Rihpalt von Slivesheim (Schleißheim) sein Gut dem Bistum Freising schenkte. Dies war auch der Anlass, dass Oberschleißheim im Jahre 1985 mit vielen Festlichkeiten sein 1200-jähriges Bestehen feiern konnte.
Eine weitere Landverschiebung ist 1183 urkundlich festgelegt. Laut einem Breve des Papstes Alexander IV. wurde im Jahr 1260 die Kirche zu Schleißheim dem Kloster Weihenstephan zugeschrieben, ferner wird 1315 in der Konradinischen Matrikel des Bistums Freising die Kirche zu "Sleizheim" (Oberschleißheim) als Filiale von Feldmoching genannt. Seelsorglich gehörte also damals der Ort nach Feldmoching. Dorthin wurden auch die Toten gebracht, bis 1790 die Hofpfarrei der Franziskaner - mit Sitz in Mittenheim - errichtet wurde. Gehörten im Mittelalter die Höfe und Schwaigen (Viehhöfe, Vorwerke) noch zu den klösterlichen Besitzungen, so konnte sie Herzog Wilhelm V. der Fromme (1579-1596) durch Kauf und Tausch an sich bringen und eine Musterschwaige gründen.
Er war es auch, der mehrere Kirchen und Kapellen in dieser Gegend erbauen ließ. Kurfürst Max I. konnte die Schwaige durch Zukauf bedeutend vergrößern. Unter ihm gelangte sie zur größten BIüte, erlitt aber dann durch die Wirren des 30-Jährigen Krieges (1618-48) in späteren Jahren schwere Einbußen. Schleißheim war für den Kurfürsten Ferdinand Maria und insbesondere für seine lebensfrohe Gemahlin Adelheid ein bevorzugter Aufenthalt für Erholung und Jagd. Hier starb der Kurfürst im Alter von 43 Jahren. Eine Gedenktafel an der Schloßwirtschaft erinnert heute noch daran.
Am meisten aber hat der Ort dem zur Königskrone strebenden Kurfürsten Max Emanuel zu verdanken, der hier ein zweites Versailles errichten wollte. Dazu ließ er 1684 einen 238 Tagwerk großen Garten anlegen und Wasser aus der Isar von München her durch einen Kanal leiten. Auch ließ er Schleißheim mit Dachau durch einen Kanal für den Ziegeltransport verbinden, ließ herrliche Lindenalleen anlegen und das Schlößchen Lustheim mit den beiden Pavillons sowie das neue Residenzschloß nach den PIänen des Hofbaumeisters Zuccali erbauen. Während der Verbannung des Kurfürsten nach Brüssel ruhte der Bau.
Erst 1716 wurde er von Josef Effner aus Dachau fortgeführt. Seine Einweihung fand 1722 in Form einer Bauernhochzeit statt. Das Schloß mit seinen 330 Metern Länge beherbergte einst die größte Bildgalerie Europas, die Gemäldesammlung der Wittelsbacher. Auch heute noch enthält die Schloßgalerie als wichtigste Filialgalerie der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen eine große Anzahl von Gemälden der Spätrenaissance und des Barock aus der italienischen, niederländischen, flämischen, französischen und deutschen Schule.
1810 wurde das bisher königliche Cabinettsgut Schleißheim in Staatseigentum überführt und zum königlichen Staatsgut erklärt. Das Dorf Lustheim entstand dadurch, daß sich um 1830 Arbeiter an der östlichen Hofgartenmauer ansiedelten.
1855 wurde in neugotischem Stil das Marienkirchlein erbaut. Einem Seelsorgebericht vom 1. Juli 1869 entnehmen wir, daß Schleißheim damals 60 Häuser hatte, die größtenteils an dem nach Dachau führenden Kanal errichtet waren, mit etwa 583 (davon 533 kath.) Seelen; die ganze Hofkuratie zählte 110 Häuser und 1.160 Seelen.
In dieser Zeit wurde auch die zunächst eingleisige Bahnlinie München - Landshut mit der Bahnstation Schleißheim erbaut und mit drei Zügen am Tag befahren.
1867 wurde das Brunnhaus,
1883 ein Schulhaus gebaut und
1914 mit dem Bau einer neuen Schule begonnen.
1933 errichtete man die katholische Pfarrkirche, nachdem die bisherige Kirche im Schloß zu klein geworden war.
Das Schleißheim der Jahrhundertwende war ein Eldorado für die Malerwelt. Die Ruhe, Einfachheit und Unberührtheit der Natur, vor allem der weiten Mooslandschaft sowie der verträumten Heide, regten sie immer wieder zum Schaffen an. Genannt seien von den vielen Malern, deren Werke in Oberschleißheim und seiner Umgebung entstanden, vor allem der bedeutende Heraldiker und Graphiker Professor Otto Hupp, die Maler Frank Behrens, Hein Neufeld, Heinz Katzenberger, Haymann und Schwabmayr.
1912 wurde Oberschleißheim Garnison. Für das I. Bayer. Flieger-Bataillon wurden Kasernen und große Hallen erbaut, die Straße nach Milbertshofen gesperrt und die gewaltige Lindenallee niedergelegt. Nach 1918 wurde der Horst aufgelöst; lediglich die zivile Lufthansa unterhielt noch einige Hallen, und in den Werftgebäuden richtete sich die Deutsche Verkehrsfliegerschule ein. Die Schule und der Flugplatz wurden 1935 von der Deutschen Wehrmacht übernommen. Der Tatsache, daß sich während des letzten Krieges hier die Befehls- und Einsatzstelle der deutschen Luftabwehr befand, ist der traurige Umstand zu verdanken, daß Oberschleißheim nach dem 2. Weltkrieg die durch Luftangriffe am meisten zerstörte Ortschaft des Landkreises München war.
Neben den militärischen Anlagen und vielen Wohnhäusern fielen auch das alte Schulhaus und der südliche sowie der nördliche Wohnflügel des alten Schlosses den Bomben zum Opfer. Die Spuren des Krieges konnten beseitigt werden und der Ort ist stolz, daß dies erreicht wurde. Mit den Wiederherstellungsarbeiten des auch im Mittelteil stark beschädigten Schlosses wurde noch während des Krieges begonnen. So konnten schon 1952 eine Reihe der wichtigsten Prunkräume und die Barockgalerie wieder öffentlich zugänglich gemacht werden. Weitere Instandsetzungsarbeiten folgten und sind im Gange. Die notwendige Ausbesserung der Fassade, die im frühen 19. Jahrhundert im klassizistischem Sinn verändert worden war, bietet Gelegenheit zur Wiederherstellung ihrer ursprünglichen, von Effner gegebenen Gestaltung. Viele Besucher werden sich gern der "höfischen" Festkonzerte bei Kerzenlicht im Schloß erinnern, wo ihnen erlesene Kammermusik in prunkvollem Saal zu Gehör gebracht wurde.
Landwirtschaftlich hat Oberschleißheim wichtige Institutionen aufzuweisen: die 1913 gegründete Veterinärpolizeiliche Anstalt, die später Landesanstalt für Tierseuchenbekämpfung, auf deren Gelände sich heute das Bayer. Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit befindet - und die 1912 gegründete Landesanstalt für Moorwirtschaft, durch die ca. 550 ha Moosgrund in der Umgebung landwirtschaftlich nutzbar gemacht wurden. Außerdem befindet sich hier das Lehr- und Versuchsgut der Tierärztlichen Fakultät der Universität München, das in seiner Fortführung aus der Musterschwaige hervorgeht.
Das Schloßgut Mittenheim - von 1718 bis 1802 Franziskanerkloster - gehörte früher dem Prinzen Biron von Curland, befindet sich aber seit 1953 im Besitz der kath. Männerfürsorge. Außer den drei großen Gütern hat Oberschleißheim nur wenige landwirtschaftliche Anwesen. Die meisten befinden sich in Badersfeld, einer 1920 gegründeten Siedlung mit etwa 25 Bauernhöfen. Sie wurde nach dem Assessor Bader von der Landesanstalt für Moorwirtschaft benannt, der sich um die Entstehung dieser Siedlung besonders verdient gemacht hat. An dieser Stelle muß noch ein Mann erwähnt werden, der hier äußerst segensreich gewirkt hat. Es ist der 1831 verstorbene Max Schönleuthner, Erster Direktor der Landwirtschaftlichen Zentralschule in Schleißheim. Auf seinem Grabstein im Friedhof zu Hochmutting stehen die Worte: Ingenio segetes terra est subjecta recusans - Reichliche Ernte entlockte sein Können dem mageren Boden.
Nach 1945 ist die Bevölkerung der Gemeinde sprunghaft angewachsen. Um die herrschende Wohnungsnot zu lindern, wurde 1951 eine Baugenossenschaft gegründet, der es gelang, mehrere Wohnblöcke und viele Eigenheime zu errichten. So wurde in den 60er Jahren die Parksiedlung errichtet. Da die Bevölkerungszunahme andauerte, entstanden weitere neue Siedlungsgebiete. So entwickelte sich im Westen des Ortes zwischen 1978 und 1996 die Ertl-Siedlung und später das Baugebiet "Am Moosweg".
Der Neubau des Landesuntersuchungsamtes für das Gesundheitswesen Südbayern und Baumaßnahmen der Universität München machten die Errichtung von weiteren Wohnungen für Studenten und Staatsbedienstete erforderlich. Durch das ständige Wachstum der Einwohner mußten auch die notwendigen kommunalen Einrichtungen geschaffen werden. So entstanden zwei neue Volksschulen, ein Feuerwehrhaus, eine Dreifach-Turnhalle, ein modernes Hallenbad sowie der Kinderhort. Eine KIäranlage wurde errichtet, die dem neuesten Stand der Technik entspricht.
Zusammen mit der Gemeinde Unterschleißheim wird seit Jahren ein gemeinsames Wasserwerk betrieben, welches ebenfalls vergrößert und dem neuesten technischen Stand angepaßt wurde. Die Gemeinde war von jeher bestrebt, Arbeitsplätze am Ort zu schaffen. So entstand in den 60-er und 70-er Jahren ein Gewerbegebiet, in welchem Betriebe angesiedelt wurden, die kaum Umweltprobleme mit sich bringen. Weitere hochqualifizierte Arbeitsplätze stehen beim Helmholtz-Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt in Neuherberg und dem Instrumentenamt des Deutschen Wetterdienstes zur Verfügung.
Auch im schulischen und kulturellen Bereich hat sich die Gemeinde weiter entwickelt. Zusammen mit dem Landkreis München und der Nachbargemeinde Unterschleißheim bildet Oberschleißheim den Zweckverband "Weiterführende Schulen in Unterschleißheim". Mit erheblichem finanziellen Aufwand entstand ein Gymnasium und eine Realschule. Um geistig- und körperbehinderten Menschen zu helfen, hat das Heilpädagogische Centrum Augustinum in Oberschleißheim die "Schleißheimer Werkstätten" gebaut. Unter fachkundiger Leitung finden hier behinderte Menschen eine sinnvolle Tätigkeit.
Zur Förderung der örtlichen Gemeinschaft hat die Gemeinde an der Theodor-Heuss-Straße ein Bürgerzentrum errichtet, welches im Sommer 1982 seiner Bestimmung übergeben wurde. Ein weiteres größeres Projekt der Gemeinde war die Errichtung einer Senioren-Wohn- und Pflegeanlage an der Prof.-Otto-Hupp-Straße. Hier entstanden rund 50 altengerechte Wohnungen, es stehen 40 Pflegebetten zur Verfügung. Dazu kommen noch eine gerontopsychiatrische Wohngruppe für 12 Bewohner und weitere Senioren-Einrichtungen.
Oberschleißheim hat eine große Vergangenheit. Seine kulturhistorische Bedeutung macht es weit über Bayerns Grenzen hinaus bekannt. Alljährlich kommen viele Fremde und besuchen das Schloß, seine herrlichen Parkanlagen und das Museum für Luft- und Raumfahrt in der Flugwerft Schleißheim. Wer seine Schritte auch in den Ort hineinlenkt, merkt aber sehr bald, daß aus der "höfischen Siedlung" von einst eine größere Wohngemeinde am Rande einer Millionenstadt geworden ist.